News
Pakete für den Tafelladen
von Waffenschmidt
Spendenaktion am Gottlieb-Daimler-Gymnasium
Eine kleine Tradition zum Jahresende hat sich in den letzten Jahren am Gottlieb-Daimler-Gymnasium entwickelt: auch in diesem Jahr sammelten vor Weihnachten wieder alle Klassen und Kurse Sachspenden von Schülern, Eltern und Lehrern für den Cannstatter Tafelladen. Kurz vor den Ferien, am 18. Dezember, wurde dann die stattliche Busladung aus Lebensmitteln und Hygieneartikeln von der Klasse 7a an den Tafelladen übergeben.
Am Montagmorgen um 10 kommen die Schülerinnen und Schüler vom GDG mit ihren Lehrern Frau Haid, Frau Uhl und Herrn Küstner in den Tafelladen, um die Waren persönlich an Herrn Mateis, den Leiter des Tafelladens, und seine Stellvertreterin Frau Papadopoulou zu überreichen. Die Kartons hatten sie vorher gemeinsam in Frau Haids VW-Bus verladen.
Im Tafelladen erfahren die Jugendlichen auch eine Menge über die Abläufe und die Organisation des Tafelladens: Kunden des Ladens sind Bedürftige, die montags bis freitags von 11-13 Uhr und von 14-16 Uhr gespendete Waren zu einem symbolischen Preis einkaufen können. Eingenommenes Geld wird für Fahrzeuge, Miete des Ladens und Mitarbeiter verwendet. Die Ware wird nicht eingekauft, sondern von großen Supermärkten wie Lidl und Aldi, vom Großmarkt und Bäckereien, manchmal auch von Privatpersonen, gespendet; ungefähr 5 Lieferungen pro Tag treffen ein. Es handelt sich um Ware, die leicht beschädigt ist (kleine Dellen oder braune Stellen beim Obst) oder nicht verkaufte Ware vom Vortag, die die Supermärkte oder Bäckereien aus den Regalen aussortieren. „Leider ist manchmal auch verdorbene Ware dabei“, sagt Frau Papadopoulou und zieht ein steinhartes Baguette aus dem Mülleimer. Auf diese Weise fällt im Laden eine große Menge Biomüll ein, die verdeutlicht, wie viele Lebensmittel Tag für Tag in Stuttgart und anderen Städten weg-geworfen werden – vielleicht auch ein Ansatzpunkt für gute Vorsätze zum Jahreswechsel.
Im Tafelladen arbeiten insgesamt 80 Mitarbeiter; manche 3, manche 6 Stunden, je nach körperlicher oder psychischer Verfassung. Darunter sind Hartz-4-Empfänger, die für die „berufsvorbereitende Maßnahme“ 1,50 € /h bekommen; andere sind ehrenamtlich tätig. Eine ganz andere Gruppe von Mitarbeitern kommt nicht ganz so freiwillig: notorische Schulschwänzer und Schwarzfahrer im Alter von 13 bis 17 Jahren dürfen auch gerne mal ein paar Sozialstunden ableisten und den Boden wischen, erzählt Frau Papadopoulou, „um sich danach wieder besser zu besinnen, was im Leben wichtig ist“.
Nach dem Rundgang tragen die Schülerinnen und Schüler die Boxen in den Laden, bevor um 11 Uhr die ersten Kunden kommen. Der Zulauf ist immer groß, und die gespendeten Waren des GDG sind nur ein kleiner Beitrag zum Fortbestand des Tafel-ladens auch im neuen Jahr. Die 7a muss derweil wieder zurück in die Schule – natürlich ganz legal mit dem VVS-Ticket, denn Schwarzfahren ist ja nun gar nicht cool…
Text: Julia Haid und Beate Waffenschmidt
Foto: Tim Küstner